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07.04.24 Berlin,
43. Halbmarathon Der Berliner Halbmarathon stößt mit über 38.000 Anmeldungen in neue Größenordnungen vor. Fast 8.000 davon gehen nicht an den Start, aber das ist bei Veranstaltungen dieser Dimension ganz normal. Zwischen Zeitpunkt der Anmeldung und Renntag liegt viel Zeit, in der Einiges passieren kann. Mit der Menge der Läufer kommt der erfahrene SCC Berlin problemlos zurecht. Ein geradezu einmaliges Phänomen ist, dass man unmittelbar vor dem Start noch ohne jede Wartezeit aufs Dixi-Klo gehen kann. Dann erfolgt der Start pünktlich auf die Minute, die Straße ist breit und sofort das geplante Lauftempo möglich. Auch im Ziel klappt alles wie am Schnürchen, auch wenn man auf das begehrte Weizenbier etwas warten muss. Einziger Kritikpunkt bleibt die Startnummernausgabe auf der Messe. Elend lange steht man für das völlig überflüssige Armbändchen an. Das Ding soll wohl verhindern, dass man seine Startnummer weitergibt. Würde es denn irgendjemand merken, wenn ich das abschneide und am fremden Arm wieder zusammen tackere? Außerdem bin ich bei der Eingangskontrolle am Start durchgelaufen, ohne dass mich überhaupt jemand beachtet hat. Genauso amateurhaft ist schließlich die Nummernausgabe, wo sich lange Schlangen bilden und man sich durch Menschenmassen zurückdrängen muss, wenn man die eigene Nummer endlich hat. Insgesamt bleibt aber ein absolut positives Fazit. Das gute Wetter trägt sicher dazu bei, dass an der Strecke die beste Stimmung aller Zeiten die Läufer ins Ziel trägt.
Einen
richtigen Plan habe ich nicht für diesen Halbmarathon zwischen Syltlauf und
London. Sylt war gut und erfolgreich, London soll auch nicht schlecht
werden. Welches Ziel passt dazwischen noch für Berlin? Zumindest für eine
Zeit unter 2 Stunden sollte es doch reichen. Dann kommt der Wetterbericht.
Ich weiß nur zu gut, welchen Einfluss Hitze auf die Leistung hat. Doch will
ich es erstmal nicht wahr haben und starte mit dem Wunschtempo. Die Beine
meutern von Beginn an. Nach 3 km ist mir klar, dass es nicht mein Tag ist.
Die Motivation sinkt in den Keller, ich ziehe das irgendwie durch, ohne die
Stimmung an der Strecke geniessen zu können. Das Tempo sinkt kontinuierlich,
ab 17 km muss ich gar kurze Gehpausen einlegen. Muss ich wirklich, oder ist
es nur die Enttäuschung, die mich aufgeben lässt? Den meisten geht es heute
nicht viel besser. Im Ziel muss ich schon sehr die Vernunft bemühen, um mit
dem Resultat einigermaßen zufrieden zu sein. 24. von 133 Siebzigjährigen ist
doch akzeptabel, schließlich ist es selbst für den 133. Siebzigjährigen eine
große Leistung, einen Halbmarathon zu bewältigen. Auch die Hälfte des
jüngeren Gesamtfeldes ist noch hinter mir. Hätte ich also durchaus
genussvoll und glücklich unterwegs sein können, wenn ich nicht unangemessene
Ansprüche an mich gestellt hätte. Ein schönes Geburtstagsgeschenk war es
trotzdem nicht. Dafür war die Feier am nächsten Tag umso schöner. |
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17.03.24 List-Hörnum, 41. Syltlauf Ausgerechnet zum Jubiläumslauf im Vorjahr hatten die Organisatoren das gesamte Rahmenprogramm gestrichen. Es gab weder Nudelparty noch Siegerehrung. Lange sah es so aus, als ob es dabei bleiben sollte, dann reagierte der TSV Tinnum auf die zahlreich geäußerte Kritik enttäuschter Teilnehmer und nun ist alles wieder wie früher. Franz Beilmann, der vor Jahren verstorbene Mr. Syltlauf, wird es aus dem Himmel mit Freude beobachten. Neben der schönen Strecke macht gerade das Zusammenkommen in der Festhalle die Atmosphäre dieses Laufs aus. Zwei Drittel der Teilnehmer sind Stammgäste. Sie kommen nicht zuletzt wegen des stimmungsvollen Rahmenprogramms immer wieder und sparen heute dankbar nicht am Applaus. Zum zweiten Mal geht es in umgekehrter Richtung von Nord nach Süd. Durch den Start an der Lister Jugendherberge verlängert sich die Strecke um gut einen Kilometer. Dafür sind nun die höchsten Dünenwellen am Anfang. Einfacher ist es trotzdem nicht geworden, denn zwischen Rantum und Hörnum werden wir auf den schottrigen und welligen Radweg auf der Wattseite geführt. Auch wenn es sich am Ende dort etwas hinzieht, es ist schöner als neben der Hauptstraße. Und je größer die Qual, umso größer die Freude beim Zieleinlauf.
Nach 5 Jahren bin ich mal wieder beim Syltlauf. Leise Zweifel beschleichen mich schon, ob ich nicht langsam zu alt für diesen Strapazenlauf bin. Die Saison läuft bisher gut, also hoffe ich, aufrecht ins Ziel zu kommen. Wie immer werden die Konkurrenten zuvor gegoogelt, der Sieger ist hoch favorisiert, und ich rechne mir einen knappen Zieleinlauf zwischen den Plätzen 2 und 4 aus. Zunächst aber habe ich weniger mit den Konkurrenten als mit meinem Magen zu kämpfen. Die komische Nudelsauce gestern Abend kam mir gleich verdächtig vor. Ihre Folgen bestimmen heute nicht nur den Ablauf bis zum Start, sondern lassen die Magensäure noch bis Kilometer 22 spürbar rotieren. Dann rotiert plötzlich der ganze Magen, ich muss stehen bleiben und bin nahe an einem Wiedersehen mit der Nudelsauce. Die Magenumdrehung wirkt aber positiv. Nachdem ich wieder zu Luft gekommen bin, kommt meine beste Phase. In einer kleinen Gruppe mit ein paar starken Frauen wird jetzt schönes Tempo gemacht. Vorher hatte mich ein echter Sylter überholt und mit Namen begrüßt. Wilfried P. war vor 18 Jahren mit interAir in New York und erkennt mich immer noch. Er startet in M75, da hat sich meine Frage, ob ich zu alt bin, gleich erledigt. Noch dazu ist er schneller! Meine beste Phase war wohl doch etwas zu gut. Jedenfalls kann ich die letzten 4 km nur noch mit Gehpausen bewältigen. Der neue unbekannte Zieleinlauf kommt plötzlich und bringt ein glückliches Lächeln in mein Gesicht. Stolz darf ich dann als Zweiter auf die Siegerbühne, wo ich den kitschigsten Pokal aller Zeiten mit einem Schmunzeln in den Händen halte. Eine Woche darf er zuhause bei den Bertlich-Oscars auf dem Tisch stehen, dann kommt er zu den Medaillen ins Gäste-WC. |
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25.02.24
Hamm, 50. Winterlaufserie III
447 schaffen es bis zum Ende der dreiteiligen Serie und haben damit 46 km
hinter sich. Die Strecke ist mittlerweile wohlbekannt und wird dadurch nicht
schöner. Zudem heißt es heute, sie gleich zweimal zu absolvieren. Dass die
zweite Runde länger ist als die erste, macht es dem Kopf nicht leichter. Im
Ziel werden wir für unsere Ausdauer entlohnt. Für jeden Serienläufer gibt's
ein Bierglas und gleich die ersten 6 jeder Altersklasse werden mit einem
Läuferpokal geehrt. Das gut besuchte Festzelt bietet dafür den würdigen
Rahmen, die Bratwurstwarteschlange ist länger denn je und die Kuchentheke
vorzeitig leergekauft.
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18.02.24 Herten, 119.
Bertlicher Straßenläufe Bertlich setzt weiter die Benchmarks für Laufveranstaltungen. Die Perfektion erreicht hier japanisches Niveau. 8 Distanzen werden mit der Präzision eines schweizer Uhrwerks abgewickelt, pünktlich von der Startnummernausgabe bis zur Siegerehrung. Logistik-Studenten sollten beim SuS Bertlich ihr Praktikum machen. Cool, wie für jeden Lauf die Zeitnahme erst wenige Minuten vor dem Start aufgebaut wird, ohne jede Hektik. Das Großartigste ist, dass rund 100 Helfer drei Mal im Jahr ihren freien Sonntag opfern, und das unübersehbar auch noch mit Freude. Danke dafür! Da wundert auch nicht mehr, dass die Bertlicher das seltene Kunststück schaffen, die Teilnehmerzahlen aus den Zeiten vor Corona wieder zu erreichen.
Bertlich ist ein Pflichtstart, und ein bisschen Tempotraining kann zwischen der Hammer Serie doch auch ganz gut tun. Noch dazu winkt auf der Kurzdistanz ein AK-Sieg. Der einzige Konkurrent hat nichts vorzuweisen, verspricht mir Google. Und HK hat in die 75er gewechselt. So macht er einen praktischen Pacemaker für mich, glaube ich noch am Start. Doch weit gefehlt. Für einen Kilometer reicht die Luft, um dran zu bleiben, dann japse ich nur noch hinterher und der Abstand vergrößert sich schnell. Erst recht nach einem Hustenanfall mt Stehversuch. Der Rest ist atemloses Hecheln bis ins Ziel. Nicht nur der 75er ist deutlich schneller als ich, sondern auch die 11jährigen beiderlei Geschlechts. Gerade das Laufen mit den schnellen Kindern ist in Bertlich immer ein Vergnügen. Und mein Trost kommt pünktlich mit der Siegerehrung: Mein zweiter Oscar in Serie nach 43 Fehlversuchen. Foto: Doppel-Oscar für Laufen in Witten |
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11.02.24
Hamm, 50. Winterlaufserie II
Rund 700 Aktive sind bei der 2. Etappe über 15 km dabei. "Früher waren es ja
mal 1.800," blickt der Veranstalter auf bessere Zeiten zurück. Aber das ist
die allgemeine Entwicklung, für die keiner eine überzeugende Erklärung hat.
So gibt man sich in Hamm auch mit dem derzeitigen "stabilen Niveau"
zufrieden. "Die Strecke ist ja auch nicht die schönste," meint ein
Teilnehmer. Stimmt, aber sie ist flach und trotz der vielen Kurven noch
ziemlich schnell. Dazu gibt es eine Verlosung mit einem Hauptpreis von 1000
Euro für ein Fahrrad. Da ist die Wahrscheinlichkeit eines Gewinns immerhin
deutlich höher als beim Lotto. Zu meinem Lauf: 15 km, 1:20:37, 4. M70 von 12, 450. gesamt von 704 (64%) Heute gilt es, meinen 3. Platz in der Serienwertung zu verteidigen. Kein Problem, bin ich mir sicher. Mit einem Abstand von knapp 2 Minuten nach oben und unten ist die Reihenfolge im Grunde schon klar vergeben. Trotzdem bin von seltsam erhöhter Nervosität ergriffen. Das verfliegt wie üblich mit dem Startschuss, den es hier gar nicht gibt. Ich höre jedenfalls nichts, und plötzlich laufen alle los. Diesmal stehe ich weiter vorne und erreiche Konkurrent Stanislaw B. bereits nach 1,5 km. Wenn er mich jetzt nicht mehr überholt, ist Platz 3 gesichert. Ich beäuge ihn von der Seite, er zeigt keine Kampfbereitschaft. Vielleicht wirkt mein Gruß schon demoralisierend. Dafür überholt mich wortlos der M75er Heinrich H., den ich beim letzten Mal noch hinter mir lassen konnte. Derweil läuft meine Nase mindestens so schnell wie ich. Mein Flüssigkeitsverlust durch Schneuzen und Spucken dürfte noch höher sein als durch Schwitzen. Und ich schwitze schon wie ein Schwein. Nach 13 km meint mein Körper, es sei doch jetzt genug. Von wegen, sagt der Kopf! Wieder sind meine letzten beiden Kilometer die schnellsten. Nach diesem Endspurt bin ich so platt, dass ich nur taumelnd das Geländer neben der Laufbahn erreiche, um dort im wahrsten Sinne des Wortes abzuhängen, bis ich nach 2 Minuten wieder geradeaus gucken kann. Nötig war das nicht, Stanislaw ist heute weit zurück. Aber nur wer sich quält, ist auch zufrieden. Das bin ich heute. |
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28.01.24
Hamm, 50. Winterlaufserie Die Winterlaufserie in Hamm kann seit jeher verläßlich über 1.000 Teilnehmer begrüßen. Heute kommen erstaunlicherweise von den über 1.100 Angemeldeten nur 838 an den Start und ins Ziel. Am Wetter kann es nicht liegen. Wohl nur selten waren die Bedingungen zum Auftakt der Serie so gut wie heute. Sonne, 12°c, Windstille: Besser geht es nicht. So fällt bei dieser Jubiläumsauflage auch tatsächlich ein Streckenrekord. Der Sieger, Lars Franken von der LGO Dortmund, ist nach 30:16 Minuten im Ziel. Traditionell ist das Niveau bei der Winterlaufserie hoch, das gilt für alle Altersklassen. Was ist so attraktiv an dieser Veranstaltung? Die Distanzen ergeben einen guten Saisonaufbau, die Strecke ist flach und schnell. Die Kuchentheke erfüllt alle Wünsche, und auch die Bratwurst soll gut sein. Jedenfalls lässt die Warteschlange das vermuten. Die Strecke ist von Dieter Schenzer vermessen, die Kilometer genau gekennzeichnet. Die Ergebnisse gibt es live im Internet, die Siegerehrung erfolgt flott. Kann sie auch, denn die Altersklassen werden nur am Ende der Serie geehrt. Es gilt also durchzuhalten!
50 Jahre Winterlaufserie, und ich habe sie noch nie komplett absolviert. Ich weiß auch, woran das liegt. Fast immer kollidierte die 2. Distanz mit dem Lauf in Bertlich. Die Oscar-Jagd hatte für mich immer Vorrang. Diesmal passt es. Wie immer studiere ich mit Argusaugen die Meldeliste. 12 M70er am Start, ich kenne nur Stanislaw B. Er wäre für den Start ein geeigneter Pacemaker, aber ich sehe ihn erst nach 4 km, als ich ihn einhole und nach einigen Metern im Gleichschritt schnell hinter mir lassen kann. Ich habe verhalten begonnen, stand aber auch mal wieder zu weit hinten. Vermutlich war das besser so. Meinen obligatorischen Hustenanfall habe ich schon beim Warmlaufen abgehakt, jetzt läuft es rund. Trotzdem zieht Michael N. langsam aber sicher an mir vorbei. Aber heute soll es einer der wenigen Läufe werden, wo ich die 2. Hälfte schneller als die erste laufe. Bald erreiche ich Michael wieder, er hat mich schon schnaufen gehört. Die letzten zwei Kilometer sind meine schnellsten. So macht Laufen Spaß. Da nehme ich auch gern den 4. Platz hin. Zumal der Drittplatzierte nicht für die Serie gemeldet hat. |
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